Isle of Man 2023
Freitag, 18. August
Dieses Jahr steht das hundertjährige Jubiläum des Manx Grand Prix an. Zeit, mal wieder auf die Insel zu fahren. Unsere übliche Route über Rotterdam ist uns zu unsicher, weil das Fährunternehmen P&O gerade in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Also entscheiden wir uns, wie schon vor einigen Jahren, über Amsterdam nach Newcastle zu fahren.
Trotz etwas Stau kommen wir rechtzeitig am Fährhafen an. Unsere Kabine auf dem Schiff ist ein Glückstreffer. Das Fenster geht nach vorne raus, direkt über dem Observation-Deck. Dort kann man später noch mit einer Meeresbiologin Wale und Delphine beobachten. Allerdings nur in der Theorie, wir sehen leider keine.
Samstag 19. August
Die Überfahrt ist ruhig und wenig spektakulär. Selbstredend klingelt der Wecker aufgrund der Zeitverschiebung falsch, so dass wir viel zu früh wach werden. Um 9 Uhr Ortszeit kommen wir in Newcastle an. Es dauert aber noch 45 Minuten, bis wir tatsächlich von der Fähre fahren können. Unser Zeitfenster nach Heysham zur nächsten Fähre ist eng, deshalb zählt jede Minute.
Die Fahrt durch England läuft gut, das Wetter wird aber schlechter und am Fährterminal angekommen schüttet es aus Eimern. Wir sind pünktlich da und freuen uns, dass alles geklappt hat. In diesem Moment klingelt das Handy: Der Campingplatz ruft an und fragt, ob wir heute noch kommen. Wir erfahren, dass aufgrund eines Sturms in der irischen See seit gestern keine Fähren unterwegs sind. Oha. Also erstmal rein ins Terminal. Unsere Fähre fällt tatsächlich aus. Schock! Wir fragen, wann die nächste wieder auslaufen kann. Das wäre morgen, aber es ist alles ausgebucht. Es gäbe noch freie Plätze am Freitag. Wir haben Samstag, von daher ist das keine gute Option. Nach einigem ratlosen Hin- und Her buchen wir die Überfahrt am Freitag und hoffen darauf, an einem der nächsten Tage spontan einen freien Platz zu ergattern.
Viele brechen ihren Urlaub ab, nehmen sich ein Hotel bis Freitag oder verbringen ihren Urlaub einfach in England. Vor allem viele Briten drehen einfach um und fahren heim. Wir beschließen, die Nacht auf dem Parkplatz zu verbringen und am nächsten Morgen einfach früh am Terminal zu sein, um auf der Stand-By-Liste ganz oben zu stehen. Den Rest des Tages laufen wir noch ein bisschen durch Heysham und genießen den Abend mit einem Glas Rotwein und dem Brummen des benachbarten Atomkraftwerks. Außer uns stehen nur noch zwei Wohnmobile auf dem Platz.
Sonntag, 20. August
Am nächsten Tag wachen wir früh morgens auf und müssen feststellen, dass vor dem verschlossenen Terminal schon jemand mit Klappstuhl sitzt und wartet. Kurz darauf kommen auch noch die zwei neuen Motorrad-Bekanntschaften sowie der zweite Wohnmobil-Fahrer und setzen sich dazu. Wir sind also nur Nummer 5 auf der Stand-By-Liste... Und das Stunden vor Öffnung des Terminals. Der erste, der sich vor die Tür gesetzt hat, ist der Rennmechaniker von Michal "Indi" Dokoupil aus Tschechien, der samt seinem Fahrer ebenfalls am Hafen festsitzt. Wir haben trotz angespannter Fährsituation und mäßig gutem Wetter prima Laune und viel Zeit zum Reden.
Das weitere Prozedere ist nervenzerreißend. Die Fähre kommt mit Verspätung und es dauert eine Ewigkeit, bis wir erfahren, ob noch freie Plätze vorhanden sind und wer vielleicht noch mitfahren darf. Irgendwann heißt es dann "I will now read the names ... " gefolgt von einem Versuch, unseren Nachnamen auszusprechen. Der Saal jubelt, aber noch sind wir nicht an Bord. Wir rennen raus zu unserem Auto, das aber eingeparkt ist. Mit leichter Panik kommen wir dann aus Line 12 raus und fahren auf die Fähre. Es stellt sich heraus, dass die Fähre (Manxman), weil erst seit ein paar Tagen im Einsatz, nur soweit befüllt wird, dass die alte Fähre (Ben My Chree) zur Not einspringen könnte. Damit kommen alle Autofahrer an diesem Tag noch mit. Nur die Motorradfahrer müssen noch einmal zwölf Stunden ausharren, dürfen dann aber in der Nacht auch übersetzen.
Montag, 21. August
Wir kommen also mit einem Tag Verspätung auf dem Campingplatz an und bauen unser Zelt auf. Am nächsten Morgen gibt es erstmal ausgiebig Frühstück. Anschließend geht es nach Douglas, T-Shirts kaufen und zum Grandstand. Dort besuchen wir das Schrauberzelt von Indi und plaudern ein wenig über die wunderschöne Norton 18 mit seinem Mechaniker. Dieses Jahr beschließen wir, den Urlaub ganz gemütlich anzugehen und die Füße auch mal hochzulegen. Das machen wir dann auch am Strand in Laxey, das Wetter ist aber noch sehr stürmisch. Zurück am Campingplatz unterhalten wir uns mit dem MZ-Fahrer aus Südengland, der direkt neben uns sein Zelt aufgeschlagen hat. Viele der Leute, die auf dem Platz sind, kennen wir zumindest vom Sehen noch vom letzten Mal.
Dienstag, 22. August
Der nächste Tag beginnt mit leichtem Regen. Gegen 11 kommt die Sonne raus und wir laufen ein bisschen durchs Dorf, vorbei an den Woollen Mills zur Lady Isabella, dem großen Wasserrad, wo wir die halbe Line-12-Truppe treffen. Der Eintritt kostet mittlerweile 13 £. Vor ein paar Jahren waren es noch 5 £. Da wir schon so oft dort waren, lassen wir das diesmal aus. Stattdessen gehen wir unten im Pub was essen. Anschließend genießen wir noch die Sonne am Strand in Laxey und sehen dort das erste Mal Delfine. Am Abend ist noch Qualifying und wir fahren nach Ramsey zum Parliament Square. In einer kleinen Seitengasse kann man gut fotografieren und es sind nur wenige andere Zuschauer da. Irgendwann kommt die rote Flagge raus - kein gutes Zeichen. Die Rennfahrer stellen ihre Maschinen ab und kommen direkt auf uns zugelaufen. Die Zuschauer neben uns kennen wohl einige und bieten sofort ihre Handys an, damit sich die Fahrer bei ihren Teams melden können. Später lesen wir, dass der Brite Ian Bainbridge bei Kirk Michael stürzte und dabei ums Leben kam.
Mittwoch, 23. August
Das Wetter wird immer besser, ganz anders als vor fünf Jahren, als wir praktisch nur Regen hatten. Heute ist ein Oldtimertreffen in Laxey, da laufen wir morgens hin und schauen uns die Motorräder an. Danach fahren wir wieder nach Ramsey, gehen in ein paar Krimskramsläden und schauen uns das zweite Qualifying an. Die Sessions am Abend fallen wetterbedingt aus und so unterhalten wir uns am Abend noch mit den netten Schotten vom Campingplatz und hören zu, was die anderen Camper zu erzählen haben. Die meisten von ihnen sind Marshals und helfen seit vielen Jahren bei den Rennen.
Donnerstag, 24. August
Heute ist eine Veranstaltung von den Moddey Dhoos in Peel. Bei der Burg suchen wir wieder Muscheln, laufen bei den Motorrädern hin und her, essen leckeres Minzeis und genießen die Sonne. Das Museum sparen wir uns, obwohl es immer wieder sehenswert ist und gehen stattdessen hoch zur St. German Cathedral, wo ein hübsches Gartenlabyrinth angelegt ist.
Danach wollen wir das Schiffswrack bei Jurby anschauen. Allerdings kann man das nur bei richtig Ebbe sehen und so laufen wir einfach nur am Strand entlang. Der Wind bläst hier ganz schön. Unterwegs begegnet uns ein neugieriger Seehund. Das Schiff ist nicht zu finden und so beschließen wir, nach Ballaugh zu fahren und dort die Rennen anzuschauen.
Freitag, 25. August
Heute fahren wir nach Douglas und schlendern durch die Fußgängerzone und entlang der Promenade. Als wir gerade bei der neuen Statue der Bee Gees stehen, ziehen zwei Delfine am Tower of Refuge vorbei. Den Abend quatschen wir noch lange mit den Briten am Campingplatz.
Samstag, 26. August
Bis jetzt war noch nicht viel von einem Fest für die hundert Jahre MGP zu spüren. Für heute ist eine Parade Lap angesagt und so fahren wir nach Douglas zum Grandstand. Die Parade Lap besteht allerdings nur aus ungefähr 10 Maschinen und Fahrern. Enttäuschend, wenn man bedenkt, was bei der hundertjährigen TT geboten wurde. Wir laufen durch den Summerhill Glen, der als Feenwald dekoriert ist, zu Governors Bridge und schauen dort noch ein bisschen zu. Danach geht es hoch Richtung Marine Drive, wo man einen schönen Blick auf Douglas und den Hafen hat. Beim Marine Drive hören wir noch einen Wal, sehen auch ein Tier auftauchen, aber für ein Foto zeigt es sich leider nicht noch einmal.
Sonntag, 27. August
Ausgerechnet heute ist Nieselregen angesagt. Dabei findet eine große Ausfahrt für alle Motorradfahrer statt, also postieren wir uns am Creg-Ny-Baa, um Fotos zu machen. Irgendwo im mittleren Teil des Felds gibt es einen Unfall, so dass die Strecke gesperrt wird. Wir fahren also weiter nach Ramsey. Dort sind Sprintrennen. Aber auch hier ist wenig los im Vergleich zu den letzten Jahren. Also weiter nach Jurby aufs Airfield, auf dem kleine Rennen gefahren werden. Wir parken direkt neben John McGuinness. Es regnet aber weiterhin, so richtig Spaß will es heute nicht machen.
Gegen Abend fahren wir nach Douglas und schauen am Strand noch zu, wie eine Spitfire eine Flugshow über dem Meer macht. Auf dem Rückweg sind Rennmaschinen auf der Promenade ausgestellt und wir plaudern kurz mit Dave Roper, dem einzigen amerikanischen Sieger einer TT (1984).
Montag, 28. August
Heute ist letzter Renntag und wir beschließen, diese am Gooseneck anzuschauen. Davor geht es aber erst in den Norden zum Point of Ayre, wo wir ziemlich viele Robben sehen. Wir fotografieren wie die Wilden. Leider gibt eine Speicherkarte den Geist auf, so dass die meisten Bilder verloren sind. 😩
Dienstag, 29. August
Nachdem gestern der Norden dran war, fahren wir das erste Mal in diesem Urlaub in den Süden. Natürlich halten wir bei Peter Murray und sagen auch den Feen an der Fairy Bridge Hallo. Auf der kleinen Halbinsel vor Derbyhaven schauen wir uns die Ruinen der kleinen Kirche und des Forts an. Dann geht es weiter über Cregneash, die Chasms bis zum Sound. Auf dem Rückweg halten wir noch kurz in Castletown, aber zum Shoppen ist es schon zu spät.
Mittwoch, 30. August
Wir möchten an unserem "alten" Campingplatz noch an der Gedenkstätte von Les eine Kleinigkeit hinterlassen. Der Campingplatz ist mittlerweile verkauft, es stehen auch Zelte darauf, allerdings wird es nur privat genutzt. Bei bestem Wetter laufen wir zum Dhoon Beach und genießen die Sonne und das glasklare Wasser.
Donnerstag, 31. August
Eigentlich soll es den ganzen Tag regnen. Daher gehen wir nach Ramsey ins Schwimmbad. Zufälligerweise treffen wir genau die Zeit, in der man auch wirklich baden darf. Im Schwimmbad-Restaurant wird dann auch gleich gegessen.
Wir fahren noch nach Douglas zum Einkaufen und versuchen, unsere Rückfahrt einen halben Tag vorzuverlegen, damit die Fahrt nach Newcastle etwas entspannter wird. Daraus wird allerdings nichts, die Fähren sind alle ausgebucht.
Freitag, 1. September
Port Erin ist heute unser erstes Ziel. Wir laufen ein bisschen durch die Stadt. Früher war hier ein toller Buchladen, der auch einige alte und interessante Bücher hatte. Den Laden gibt es noch, aber er hat nur noch das Standardsortiment.
Dann geht es zurück nach Douglas. Heute ist Ebbe - das Wasser hat sich so weit zurückgezogen, dass man trockenen Fußes (naja) zum Tower of Refuge laufen kann. Wir sind natürlich vorbereitet und haben Gummistiefel dabei. Bis es losgeht, zieht es sich noch eine ganze Weile hin. Irgendwann darf man dann in einer großen Menschenmenge über glitschige Steine und Algen watschen. Reingehen in den Tower darf man nicht, das würde das Gebäude nicht aushalten. Trotzdem ein tolles Erlebnis.
Samstag, 2. September
Nachdem uns Ben erklärt hat, wie man Map Refs im Begleitheft zu den Classic Trials richtig liest, finden wir auch einen tollen Platz, um zuzuschauen. Am Nachmittag fangen wir an, unsere Sachen zu packen. Schließlich ist morgen der letzte ganze Tag, bevor wir am Montag wieder in See stechen.
Sonntag, 3. September
Wir packen jetzt alles zusammen. Die Nacht auf Montag verbringen wir nicht auf dem Campingplatz, sondern auf dem Parkstreifen in Douglas im VW-Bus. Damit sparen wir uns am Montag den Stress auf dem Weg zu den Fähren, die schon früh morgens ablegen. Da wir ohnehin in Douglas sind, gehen wir noch ins Museum, das umgeräumt und erweitert wurde. Es gibt jetzt einen eigenen Bereich für die TT.
Als es dunkel wird, gehen wir in den Summerhill Glen, der lustig beleuchtet ist. Auch der Strand und die Promenade sind nachts sehenswert. Wir parken noch einmal um, um möglichst ruhig und schön stehen zu können und finden ein tolles Plätzchen. Die letzte Nacht auf der Isle of Man kann kommen.
Montag, 4. September
Der Morgen bietet uns einen fantastischen Sonnenaufgang. Wir müssen also erst Fotos machen, bevor wir zum Terminal fahren. Wir sind früh da und müssen noch ein wenig warten. Unsere Überfahrt startet recht pünktlich um 8:45 Uhr. Die Ankunft soll 12:30 Uhr sein, wobei man meist noch 15-30 Minuten warten muss, um von der Fähre zu kommen. Unsere Fähre in Newcastle schließt den Check-In um 16 Uhr. Wir haben also rund drei Stunden für die 210 Kilometer. Könnte knapp werden.
Wir kommen um 12:45 Uhr von der Fähre und die Fahrt über die Autobahn verläuft ohne Probleme und Staus. Wir kommen um 15:45 Uhr in Newcastle an, gehen an Bord und beziehen unsere Kabine, die leider nicht ganz so schön ist wie auf der Hinfahrt. Wir essen gemütlich und versuchen wieder, vom Observation-Deck aus Wale zu sichten, was erneut missglückt. Dafür gibt es einen tollen Sonnenuntergang.
Dienstag, 5. September
Wir erreichen Amsterdam gut in der Zeit und können uns gegen 10 Uhr auf den langen Weg nach Hause machen. Gute sieben Stunden später haben wir dann unser Zuhause erreicht, räumen den Bulli aus und legen erstmal die Füße hoch.